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Jüdische Bestattungen

Dem Tod eines Menschen folgt im jüdischen Glauben unmittelbar die Aniut, die Trauerzeit für die Angehörigen. Diese sind bis zur jüdischen Bestattung von allen Aufgaben religiöser Art entbunden und können die Zeit zur Trauerbewältigung nutzen. In den meisten jüdischen Gemeinden gibt es „Heilige Vereine“, Chewra Kadischa, die sich um die Organisation der jüdischen Bestattung kümmern. Die Mitglieder dieser Vereine sehen ihre Tätigkeit als fromme Pflicht (Mizwa). Im Judentum werden jedem Verstorbenen, unabhängig von Status, Geschlecht und Alter, die gleichen Zeremonien gewährt. Die Erdbestattung ist die vorgeschriebene Form bei der jüdischen Bestattung, freie Gemeinden wenden auch die Feuerbestattung an. Ein jüdisches Grab wird nur ein einziges Mal belegt.

Rituale vor und nach der jüdischen Bestattung

Die rituelle Waschung des Verstorbenen findet in einer speziellen Leichenhalle auf dem Friedhof statt. Ein weißes langes Gewand und eine gleichfarbige Kopfbedeckung dienen als Totenkleidung. Einem Mann wird sein Gebetsmantel in den Sarg gelegt. Vorher werden von diesem die Schaufäden entfernt, die ihn zu Lebzeiten an seine religiösen Pflichten erinnern sollten. Die Särge für die jüdische Bestattung sind einfach und werden von der Gemeinde bereitgestellt.

Der Ablauf der jüdischen Bestattung

Jeder jüdische Friedhof hat mindestens einen Raum für die Trauerfeier. Nach ersten Gesängen des Kantors folgt die Trauerrede durch einen Rabbiner. Danach wird das Zidduk ha-din gebetet, die „Anerkennung der göttlichen Gerechtigkeit“. Die Trauergäste verrichten die Kria. Dies ist ein Riss in der Kleidung als Symbol für den Riss im Herzen: Eltern des Verstorbenen tragen ihn 30 Tage lang auf der linken Seite, andere Angehörige rechts für sieben Tage.
Der Gang zur Grabstelle wird von Gesang begleitet. Nachdem der Sarg ins Grab gelassen wurde, wirft jeder Anwesende drei Hände Erde auf den Sarg und spricht dazu eine bestimmte Formel. Ist der Sarg ganz bedeckt, folgt das Kaddischgebet zum Totengedenken. Händewaschen nach der jüdischen Bestattung und vor dem Verlassen des Friedhofs ist Pflicht. Der Beerdigung folgen eine Trauerwoche (Schiwa) und der Trauermonat (Schloschim).
 

Bestattungen in anderen Kulturen

Bestattungsrituale in Deutschland dienen dem würdevollen Abschied von einem Verstorbenen und der Trauerbewältigung der Hinterbliebenen. In anderen Kulturen steht die sichere Reise des Verstorbenen ins Jenseits oder Paradies im Vordergrund. Wieder andere Kulturkreise richten ihre Bestattungsrituale nach dem Glauben an die ständige Wiederkehr der Verstorbenen aus.

Während im Islam der Verstorbene so schnell wie möglich beerdigt werden muss, gibt es auf den Philippinen Bestattungsrituale, die eine tagelange, manchmal auch wochenlange Aufbahrung des Leichnams Zuhause verlangen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ein wichtiger Angehöriger nicht vor Ort ist und anreisen muss. Die philippinische Bevölkerung ist zu über 90% christlichen Glaubens. Dennoch beeinflussen auch Naturreligionen die Bestattungsrituale auf den Philippinen.

Bestattungsrituale in Tibet

Ein großes Ereignis in Tibet ist die Himmelsbestattung. Ist der Tod eingetreten, wird als Bestattungsritual die Paowa-Zeremonie zelebriert. Sie soll bewirken, dass die Seele des Verstorbenen aus dem Kopf in den Himmel fährt und nicht gen Hölle. Ein Wahrsager legt den Beerdigungstermin fest. Der Verstorbene darf zwischen Todeszeitpunkt und Beerdigung nicht den Boden berühren, denn dann muss seine Seele in dieser Welt bleiben. Am Ort der Himmelsbestattung wird ein Feuer aus Zypressenzweigen entzündet, das die Mönchsgeier (göttliche Adler) herbeiruft.

Bestattungsrituale in Indien

Textblock 3: In Indien glauben die Menschen an Wiedergeburt. Der Verstorbene bekommt von Priestern Mantren zugesprochen, damit sein Atman (Selbst, Seele) nicht im Körper bleibt, sondern aufsteigen und wiedergeboren wird. Hindus verbrennen ihre Verstorbenen und streuen die Asche in Flüssen aus. Männer und Frauen begehen die Trauerfeier getrennt voneinander. Innerhalb eines Monats nach der Bestattung findet das Shaddra-Ritual statt, eine Totenfeier, bei der ein männlicher Nachfahre des Verstorbenen Reisklöße opfert. Dieses Bestattungsritual erfolgt, solange es männliche Nachfahren gibt. Sie glauben daran, dass sie durch Ahnenverehrung die Form ihrer eigenen Wiedergeburt begünstigen können.
 

Buddhistische Bestattungen

Innerhalb des Buddhismus gibt es viele verschiedene Strömungen und somit auch unterschiedliche buddhistische Bestattungsrituale. Einige Gemeinsamkeiten gibt es dennoch. So werden in allen Richtungen und Schulen dieser Religion Erd- und Feuerbestattungen durchgeführt. Mönche und Angehörige versammeln sich um den Verstorbenen in seinem Haus. Sie halten eine Totenandacht und meditieren, die Mönche predigen Buddhas Lehren und geben seine Reden wieder. Von den Angehörigen bekommen sie Almosen. Sie sollen die Wiedergeburt des Verstorbenen günstig beeinflussen. Sarg oder Urne werden bei der buddhistischen Bestattung in einem schmucklosen Grab beerdigt. An bestimmten Tagen kommen die Angehörigen dorthin, gedenken des Verstorbenen und hinterlassen Speisen und Getränke. Am ersten Todestag findet eine Feier zu Ehren des Verstorbenen statt.

Varianten bei einer buddhistischen Bestattung

In Tibet kennt man neben der Feuer- und Erdbestattung auch die Himmelsbestattung. Bei dieser Art wird der Verstorbene in freiem Gelände, im Tal des Buddha, abgelegt und durch herbeigelockte Geier in den Himmel getragen.
In Japan sind Feuerbestattungen üblich, die europäischen Sargbestattungen nehmen jedoch zu. Auch Bestattungen in Sitzsärgen sind in Japan üblich. Der Verstorbene wird mit dem sogenannten Paradiesseil in einer Sitzposition gehalten und senkrecht in die Erde gelassen. Je nach Religionsrichtung ist bei buddhistischen Bestattungen auch die fötale Haltung vorgeschrieben, um die Wiedergeburt zu erleichtern.
In ländlichen Gebieten findet die Verbrennung noch auf Scheiterhaufen statt. Männer bewachen stundenlang das Feuer, in dem Kartoffeln gegart werden, die dann Heilkräfte besitzen sollen.

Buddhistische Bestattungen in Deutschland

Grundsätzlich kann eine buddhistische Bestattung mit den entsprechenden Ritualen auf überkonfessionellen Friedhöfen stattfinden. Der Gestaltung des Grabmals sind jedoch Grenzen gesetzt, sofern es keine buddhistische Abteilung auf dem Friedhof gibt. Da in den Friedhofssatzungen auch das einheitliche Aussehen der Gräber enthalten ist, findet man BuddhastatuenBuddha Statuen nur selten als Grabschmuck.
Vor der buddhistischen Bestattung ist die Aufbahrung Zuhause üblich. Ob und wie lange dies möglich ist, wird in den Vorschriften zur Hausaufbahrung (Verordnung über das Leichenwesen) der Bundesländer geregelt. Buddhistische Friedhöfe findet man in Berlin und Hannover. In zahlreichen weiteren Städten gibt es Friedhöfe mit buddhistischen Abteilungen.

Islamische Bestattungen

Die islamische Bestattung beginnt mit einem Gebet am Ort der Waschung, dem die Totenwaschung selbst, das Einwickeln in saubere weiße Tücher und schließlich die Beerdigung folgen. Der Koran legt fest, dass die islamische Bestattung möglichst noch am Tag des Todes stattfinden soll. Frauen dürfen nur von Frauen gewaschen werden, Männer nur von Männern. Eine Ausnahme bilden Eheleute, die sich gegenseitig waschen dürfen. Dies gilt wiederum nicht, wenn die Eheleute in der Nacht vor dem Tod der Frau Geschlechtsverkehr hatten. Dann darf der Mann seine Frau weder berühren noch ins Grab legen, sondern muss das einem nahen Verwandten überlassen.

Die Totenwaschung vor der islamischen Bestattung

Ein undurchsichtiges Tuch wird auf den Verstorbenen gelegt; bei Frauen wird der ganze Körper bedeckt, bei Männern der Bereich zwischen Knie und Bauchnabel. Indem man den Verstorbenen je einmal nach vorn und zur rechten Seite beugt und ihm auf den Bauch drückt, wird überprüft, ob Darminhalt vorhanden ist, der die Leichentücher beschmutzen könnte.
Die Waschung beginnt mit der rechten Hand, dann je drei Mal: linke Hand, Gesicht, rechter Arm, linker Arm, Kopf, rechter Fuß, linker Fuß, der Rücken, dann der restliche Körper. Im Anschluss daran wird gebetet (Allahu Akbar, vier Mal). Die rituelle Totenwaschung der islamischen Bestattung heißt Wudu. Verwendet werden lauwarmes Wasser und Seife.

Die islamische Bestattung an der Grabstelle

Muslime werden ohne Sarg begraben und ausschließlich erdbestattet. Ist eine Bestattung ohne Sarg nicht möglich, wird ein einfacher Sarg verwendet. Der Verstorbene wird mit dem Kopf voran in das Erdloch gelegt, mit Blickrichtung nach Mekka. Soweit möglich, hat das Erdloch am Boden eine seitliche Nische. Dort legen die engsten Angehörigen den Verstorbenen hinein. Er liegt auf seiner rechten Körperseite, im Rücken gestützt durch Steine. Bei der islamischen Bestattung nehmen die Trauernden drei Handvoll Erde und werfen sie in das Grab. Der Imam hält eine Ermahnungsrede für die Lebenden, sich an die Gesetze des Korans zu halten. Blumen und sonstiger Schmuck sind bei der islamischen Bestattung nicht üblich.

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